Islamic State (IS-auch bekannt als ISIS, ISIL oder Daesh) verlor den letzten Teil des Kalifats im mittleren Osten im Jahre 2019. Aber falls irgendjemand dachte, dass die Terrorgruppe besiegt wäre, der hat sich geirrt. Islamic State ist immer noch eine aktive Gefahr für die globale Sicherheit und eine Gefährdung für Menschen aller Religionen und keiner – aber immer noch an erster Stelle, wenn es um Christenverfolgung geht.
Woran glaubt der Islamic State?
Es gibt mehrere Elemente in der Ideologie des Islamic State, die als Islamist, Salafi und Jihad charakterisiert werden können.
Islamismus ist eine Form des politischen Islam, wo Nachfolger glauben, dass das islamische Gesetz (Scharia) alle andern dominieren sollte. Es gibt abgestufte Formen vom Islam und gewaltbereite, für welche IS das offensichtlichste Beispiel ist. Salafismus ist eine Bewegung für Reinheit innerhalb des Islam – mit der Bemühung moderne, nicht-islamische Einflüsse (bid’a) auszuschließen. Die Bedeutung von Jihad wird diskutiert, aber für IS und andere ähnliche Gruppen bedeutet das den gewaltsamen Krieg gegen Ungläubige.
IS glaubt, dass er einen Krieg führt, der in dem absoluten Sieg für die umma (die universale Gemeinschaft der Muslime) über die nicht muslimische Welt endet.
Woher kommt der Islamic State?
IS tauchte das erste Mal gegen Ende des ersten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts auf, als ein irakischer Zweig von Al Qaeda. Taktische und theologische Unterschiede, kombiniert mit einem großen Anteil von inneren Kämpfen, sorgten dafür, dass es sich bald von seiner Vaterorganisation trennte.
IS übernahm Teile des Irak und des Nachbarn Syrien im Jahre 2014, und schon bald war ein Drittel vom Irak und ein Viertel von Syrien IS Territorium. Im Juni desselben Jahres wurde das Territorium als Kalifat ausgerufen mit dem IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi der Kalif – einem Leiter dem laut IS alle Muslime Loyalität und Gehorsam schulden.
Schon bald hatte IS Schwierigkeiten, das Kalifat aufrecht zu erhalten, als sie einer internationalen, militärischen Allianz als Gegner gegenüberstanden. Bis Dezember 2017 verlor IS 95 % seines Territoriums und wurde als besiegt erklärt, als es das letzte Stück Land im März 2019 verlor.
Ist der Islamic State besiegt?
Der Verlust des Territoriums und der Tod des IS-Führers al-Baghdadi während eines US-Angriffs sechs Monate später war ein schwerer Schlag. Aber IS ist immer noch aktiv.
Selbst auf der Höhe seiner Kontrolle über das mittelöstliche Kalifat etablierte sich die Terroristengruppe anderswo: als erstes in Nordafrika, dann in Südost und Südmittleren Asien und möglicherweise im Subsahara-Afrika mit dem größten Erfolg.
IS überlebte im Irak und in Syrien, ist aber möglicherweise stärker an anderen Orten.
Wo ist der Islamic State aktiv?
Es gibt Islamic State Provinzen (wilayat) in vielen Orten. Hier nur die herausragendsten.
Islamic State in Westafrika
Die beiden Hauptzweige des IS sind die Islamic State West Afrika Provinz (ISWAP, in Nigeria) und Islamic State Sahel Provinz (ISSP). ISSP ist eine islamistische Gruppe, die Burkina Faso, Mali und Niger zu überwältigen droht – ein Forscher nannte das „die Afghanisation des afrikanischen Sahel“. ISWAP hat zu einer Situation im nördlichen und im mittleren Gürtel von Nigeria beigetragen, das zum Tod von etwa 45.000 Christen in den letzten 15 Jahren führte.
Islamic State in der Demokratischen Republik Kongo und Mosambik
Islamic State Mosambik (IS-M) führt seit einigen Jahren Krieg im Norden des Landes. Mehr als andere islamistische Terroristen sind IS-M für ihre brutalen Tötungen bekannt. Es war Islamic State Central Africa Province (ISCAP, auch bekannt als die Vereinten Demokratischen Kräfte), die im Nordosten des Kongo operiert, wo seit Oktober 2017 mehr als 5.000 Christen getötet wurden. Beide Gruppen werden gesteuert vom Islamic State Al Karrar Büro in Somalia, und es wird berichtet, dass die Kämpfer sich zwischen den Konfliktzonen frei bewegen. ISCAP war verantwortlich für das Schulmassaker, bei dem fast 40 christliche Kinder im Westen Ugandas im Juni 2023 getötet wurden.
Islamic State in Afghanistan
Das Chaos regiert in Afghanistan, seit die Taliban im August 2021 das Land übernahmen und hat dem Islamic State Khorasan Province (ISKP) erlaubt zu gedeihen. ISKP ist effektiv bei Verteilung von IS-Propaganda in vielen Sprachen und zieht Rekruten aus Zentralasien, speziell die Tajiks, an. Die Gruppe führt Angriffe in Pakistan und Iran als auch in Afghanistan aus. Sie griff sogar Russland an und wird als die aktivste der mit dem IS verbundenen Gruppen betrachtet, die Operationen im Westen planen.
Bedroht der Islamic State Christen?
Es ist wichtig, zu verstehen, dass der Islamic State jeden bedroht, sogar Muslime. Durch die extreme takfiri (Bereitschaft, andere Muslime zu Ungläubigen zu erklären) -Ideologie des IS werden sogar andere Jihadisten als Totfeinde betrachtet. Aber Christen sind ein besonderes Ziel.
Im Irak-syrischen Kalifat waren Christen unter den Minderheiten (Yazidis sind ein anderes bemerkenswertes Beispiel), die unter der IS-Brutalität litten – die entweder unterdrückt oder gezwungen wurden, ihre Häuser und ihr Eigentum zu übergeben und das Land zu verlassen oder umgebracht zu werden.
IS verbundene Gruppen folgen heutzutage demselben Muster. ISCAP, als Beispiel, veröffentlichten öfters auf ihren sozialen Media-Kanälen die Danksagung für das Abschlachten der Christen im Kongo. IS-M bedrohte Christen (und Juden) mit dem Tod, wenn sie nicht die Jizya (eine Steuer, die Christen und Juden islamischen Eroberern zu zahlen hatten, wenn sie die Unterdrückung akzeptierten) zahlen würden.
Wie sollen wir Islamic State gegenüber reagieren?
Sicherheit und Antiterrorismus ist ein komplexes Gebiet. Klar ist, dass IS eine globale Bedrohung bleibt und dass es sich die internationale Gemeinschaft es nicht erlauben kann, dass andere Kriege und humanitäre Katastrophen IS von der Tagesordnung verdrängen.
Es ist aber auch klar, dass militärische Aktionen gegen den IS unzureichend sind. Online-Propaganda durch soziale Medien, islamischer Cyber-Terrorismus und dem Geldfluss (als Beispiel das in Somalia-stationierte Karrar Büro) muss auch gestört werden. Moderate Muslime können helfen, indem sie gegen den IS sprechen als Gegengewicht gegen die Radikalisation, speziell von jungen, muslimischen Männern.
Als Christen mögen wir uns hilflos fühlen angesichts solch überwältigender Gefahr. Aber wir sollten uns daran erinnern, dass die, die für uns kämpfen, zahlreicher sind als diese, die gegen uns kämpfen (2.Könige 6:16-17). Unser Gott ist nicht überwältigt, und Er hat allen, die bei ihm Zuflucht suchen, ewige Sicherheit versprochen.